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Studie: Digitale Freizeitlektüre wirkt kaum auf das Leseverständnis von Schülern

18.12.2023
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Wer liest, ist im Vorteil. Ob in der Freizeit oder in der Schule, das Lesen von gedruckten Büchern trägt dazu bei, die Fähigkeiten sich entwickelnder Leserinnen und Leser Texte zu verstehen, zu verbessern. Die explosionsartige Verbreitung digitaler Lesegeräte, der ständige Zugang zu diesen Geräten und neue Arten von Lesematerialien haben jedoch diese Gewissheit ins Wanken gebracht. In einer aktuellen, umfassenden Studie über digitale Lesegewohnheiten in der Freizeit kommen Lidia Altamura, Cristina Vargas und Ladislao Salmerón von der Universität von Valencia nun zu dem Ergebnis, dass es praktisch keinen Zusammenhang zwischen dem digitalen Lesen und der Verbesserung des Leseverständnisses von Schülern gibt.
„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich digitales Lesen in der Freizeit für die Entwicklung von Leserinnen und Lesern in Bezug auf das Leseverständnis nicht auszuzahlen scheint, zumindest nicht so sehr wie das traditionelle Lesen von gedruckten Büchern“, so Lidia Altamura, Bildungspsychologin an der Universität von Valencia. „Unsere Ergebnisse sind besonders überraschend, wenn man sie mit dem vergleicht, was wir bereits über den gut etablierten positiven Zusammenhang zwischen der Lesehäufigkeit in gedruckter Form und dem Textverständnis wissen.“ Ausgehend von den Erkenntnissen früherer Studien schätzen die Autorinnen und Autoren, dass Schülerinnen oder Schüler, die in ihrer Freizeit zehn Stunden in gedruckter Form lesen, wahrscheinlich sechs- bis achtmal so viel verstehen wie Schülerinnen und Schüler, die die gleiche Zeit auf digitalen Geräten lesen.
„Wir hatten erwartet, dass die digitale Freizeitlektüre zu Informationszwecken, wie beispielsweise der Besuch von Wikipedia oder anderen Bildungswebseiten oder das Lesen von Nachrichten, viel positiver mit dem Leseverständnis verbunden sein würde“, so Altamura. Aber selbst das sei nicht der Fall gewesen.
Die jetzt vorliegende Studie führte das Team als Meta-Analyse durch. Die Ergebnisse beruhen auf der Zusammenfassung von 25 Studien, die zwischen den Jahren 2000 und 2022 veröffentlicht wurden und an denen rund 470.000 Personen aus mindestens drei Dutzend Ländern teilnahmen.
In den Studien zeigte sich den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge, dass es in frühen Stadien (Grund- und Mittelschule) kleine negative Zusammenhänge zwischen dem digitalen Freizeitlesen und dem Leseverständnis gab, während in späteren Stadien (Oberschule und Universität) der Zusammenhang leicht positiv war. Insgesamt hatten die digitalen Lesegewohnheiten, unabhängig von der Bildungsstufe, einen geringeren Zusammenhang mit dem Leseverständnis als die Ergebnisse früherer Untersuchungen zum Lesen von gedruckten Texten.
Lidia Altamura, Cristina Vargas und Ladislao Salmerón nennen zwei Gründe, warum sich das digitale Lesen im Vergleich zum gedruckten Lesen für die Entwicklung von Lesern möglicherweise nicht auszahlt. Erstens könnten digitale Lesegeräte auch anderen Zwecken als dem Lesen dienen, was die Leserinnen und Leser ablenken. Zweitens habe das Internet neue Arten des Lesens hervorgebracht, mit Merkmalen wie kurzen und schnellen Reizen, weniger hochwertigen Inhalten und weniger anspruchsvollem Wortschatz.
„Auf der Grundlage unserer Ergebnisse können wir nicht einfach davon ausgehen, dass jede Art von Freizeitlektüre für die Entwicklung von Lesern von Vorteil ist“, so Altamura. „Es kommt auf das verwendete Medium an.“ Lehrerinnen und Lehrer ebenso wie Eltern, sollten mithin insbesondere die jüngeren Leserinnen und Leser ermutigen, häufiger in gedruckter Form als auf digitalen Geräten zu lesen. (zab, pm)

Weiterführende Links:
https://www.news4teachers.de/2023/12/studie-digitale-freizeitlektuere-wirkt-kaum-auf-das-leseverstaendnis-von-schuelern/?utm_source=mailpoet&utm_medium=email&utm_campaign=newsletter-total-neue-meldungen-auf-news4teachers_1


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