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Gruselnacht in der Stadtbücherei Sankt Augustin

Konzept von: Britta Sester
Stadtbücherei
Markt 1  
53757 St. Augustin 

Zielgruppe: 8-10 Jahre

Dauer: die ganze Nacht

Grundidee

Lesenächte sind bei vielen Kindern und Jugendlichen beliebt und sollen dazu dienen, diese auf die Öffentliche Bibliothek aufmerksam zu machen.
Bewährt hat es sich, diese Nächte unter ein besonderes Thema zu stellen. In unserem Beispiel heißt das Thema "Gruselnacht".

Material

Gruseldekorationen für den Kinder- und Jugendbereich:
Vampir-Girlanden, Gespenster-Lichterketten, diverse Spinnen, Fledermäuse, z.T. mit Stoff abgedeckte Regale, Schwarzlicht Gruseldekorationen für das Büchermagazin (Gruselparcours): Lachgeist, "Taschenlampengeister", Wandbild mit Totenkopf, Sarg mit fluoreszierendem Skelett, Ventilator mit Papierstreifen, Stoffschlauch, Spinnengitter, präparierter Tisch mit Styropor, Wasserzerstäuber, feuchte Tücher, Grusel-Musik.

Materialien für die geplanten Aktionen:

Schminke, weiße Laken; Luftballons, Schnüre, Stifte; Kopien mit Labyrinthskizze; Kopien mit "Zahlenzeichnung"; Kopien mit 10 Fragen für das Bücherquiz, entsprechende Buchausstellung dazu; abwaschbare Tattoos mit Gruselmotiven (*bzw. Hautmalstifte/Bodypaintingstifte und Grusel-Vorlagen zum Malen eigener Tattoos); Ernennungsurkunden (graumarmoriertes Papier mit einer von einem Hexenmeister gestalteten Abbildung und dem Namen des jeweiligen Kindes in großen Lettern); Video "Casper, der freundliche Geist", Videoabspielgerät, Beamer und Leinwand bzw. großer Fernseher; Kassette/CD mit aktueller Musik für den Luftballontanz und die "Reise nach Transsilvanien"; Kassette mit Gruselmusik (eigener Mix aus Heavy Metal Musik, Michael Jacksons "Thriller" etc.), 2 Kassettenrekorder.
Vampirkostüme/-umhänge für die 5 MitarbeiterInnen

Vorbereitung

Sammlung von Spielen, Bastelideen und Aktionen für die Gruselnacht
Kauf von "gruseligen" Requisiten (als Basis diente ein privater Fundus an gebastelten Spinnen, Spinnennetzen und ähnlichem Gruseldekor)
Anschreiben an die Eltern:

  • Einverständniserklärung mit Telefonnummer (wichtig, damit die Eltern bei Problemen erreichbar sind)
  • Mitzubringen sind: Schlafsack, Isomatte, Nachtzeug, Waschzeug, Taschenlampe, Kuscheltier

Planung Verköstigung:

  • Mitternachtsimbiss (Wackel- und Vanillepudding, Kuchen, Süßigkeiten (siehe "Mitternachtsimbiß"), Früchtetee und Wasser)
  • Frühstück (Brötchen, Marmelade, Nussnougatcreme und wahlweise Tee oder Kakao)
  • Planung, Ausgestaltung und Schaffung einer gruseligen Atmosphäre im Kinder- und Jugendbereich, im Büchermagazin und in den Büros
  • Verwandlung der Mitarbeiterinnen in Vampire mit klassischem Umhang und geschminkten Gesichtern

Durchführung

Einführung
Jedes Kind suchte sich im verwandelten Kinder- und Jugendbereich einen Schlafplatz.
Dann wurden die Kinder als kleine Gespenster ausgestattet: Aus Bettüchern wurden Gespensterhemden, und eine Kollegin verwandelte jedes Kind mit Schminke in einen Geist.

Erste Gruppenphase - Kennenlernspiele
Währenddessen wurde mit der Vorstellungsrunde in Form von Kennenlernspielen begonnen:

"Wovor gruselst Du Dich?"
(in Anlehnung an "Ich packe meinen Koffer"):
Die erste Person beginnt mit den Worten: "Mein Name ist..., ich grusele mich vor...". Die nächste wiederholt: "Das ist..., ...gruselt sich vor..., ich bin..., ich grusele mich vor...". So geht es immer weiter.

"Mein linker, linker Platz ist frei":
"Mein linker, linker Platz ist frei, ich wünsche mir die/den... herbei."

"Ernennungsurkunde Meister des Gruselns":
"Seid ihr denn auch alle wirklich Meister des Gruselns?" und "Ihr habt doch alle bestimmt zu Hause die Ernennungsurkunde, oder?" fragte eine Kollegin nach der ca. 20-minütigen Vorstellungsrunde. Diese Fragen mußten die Kinder natürlich mit "nein" beantworten. Das Entsetzen der Kollegin war groß, und sie drohte, alle wieder nach Hause schicken zu müssen - denn nur, wer "Meister des Gruselns" sei, dürfe an solchen Nächten teilnehmen.
Sie versprach den Kindern, mit dem Rat der Hexen, Vampire und Gespenster Rücksprache zu halten, ob sie denn überhaupt noch so eine Urkunde bekommen könnten.
Dies sei natürlich nur möglich, wenn man die Nacht ohne Angst bestehe und alle Aufgaben löse.

Zweite Gruppenphase - "Gruselparcours"
Die Kinder wurden einzeln auf einem Schreibtischstuhl in den Magazinraum (kleiner Raum mit eigener Tür und Verbindungstür zu den Büroräumen) gefahren. Die Kinder durften nicht sehen, was hinter der Tür geschah.
Im Magazin ertönte gruselige Musik. Als erstes wurde zwischen den Regalen herumgefahren, an "Taschenlampengeistern" vorbei, auf den "Lachgeist" zu, der durch Klatschen in die Hände zum Leben erweckt wurde und vibrierte, leuchtete und gruselige, heulende Geräusche machte.
Nach einer schnellen Drehung ging es zurück den Regalgang entlang, und ein schauriger, leuchtender Totenkopf schaute aus einem Wandbild heraus.
Bevor man das Magazin endlich verlassen konnte, musste an einem geöffneten Sarg vorbeigefahren werden, in dem das fluoriszierende "Skelett eines Schreckensteins" ruhte.

Zum Abschluss gab es noch ein feuchtes Tuch ins Gesicht. Die Fahrt ging weiter in die Büroräume. Wichtig war, dass währenddessen eine Kollegin im Magazin die Musikkassette zurückspulte und das Licht anschaltete, damit sich alle fluoreszierenden Requisiten wieder aufladen konnten.
Im Anschluss wurde das Kind durch den "kalten Wind" (Ventilator mit langen, wehenden Kreppstreifen) gefahren. Danach musste der "Gruselstuhl" verlassen werden und durch einen Stoffschlauch, unter einem mit "Spinnen" behangenen Gitter und schließlich unter einem Tisch über Styropor gekrabbelt werden.
Nachdem das Kind aufgestanden war, wurde mit einem Wasserzerstäuber ein weiterer Überraschungseffekt erzeugt.
Daraufhin wurde der Gruselparcours verlassen.
Natürlich durfte kein Kind etwas von dem Gesehenen erzählen! Erstaunlicherweise wurde auch nichts weitererzählt.

Dritte Gruppenphase - Spiele
Während der Schmink- und Gruselbahnaktion mußten die anderen Kinder natürlich auch beschäftigt werden. Hier waren kurze Spiele notwendig, da noch permanent Kinder zwischen den ersten Angeboten wechselten. 

"Reise nach Transsilvanien"
(in Anlehnung an die "Reise nach Jerusalem"):
Wichtig hierbei war die Auswahl der Musik aus den aktuellen Charts, so daß die Kinder begeistert mitsingen und -tanzen konnten.
Die Kinder, die ausschieden, durften dann entweder die anderen nach guter Geistermanier erschrecken oder aufpassen, daß keiner mogelte.
Durch das verwendete Schwarzlicht erhielt die Aktion ein wahrhaft gespenstisches Flair. 

"Kopftanz":
Jedes Kind erhielt einen weißen Luftballon, auf den es ein farbiges Gesicht malen durfte. Der Luftballonkopf wurde mit einem längeren Geschenkband an einen Fuß gebunden.
Zur Musik wurde nun getanzt und dabei versucht, die Luftballonköpfe der anderen zu zertreten.
Beim Abschalten der Musik mußten jedoch alle sofort stehen bleiben. Die Kinder, die ihren "Kopf" verloren hatten, wurden zu Helfern. Ihnen stand das Privileg zu, die Luftballonköpfe der Kinder zu zertreten, die bei Stille nicht ruhig stehen blieben. 

"Labyrinth-Quiz":
"Eine kleine Fledermaus will zu ihrer Mama". Die Kinder mußten in der Labyrinthskizze den Weg zur Mutter einzeichnen. 

"Zahlen-Quiz":
"Ein Gespenst will seine Freunde besuchen. Wo sind sie nur?" Die richtige Antwort erhielten die Kinder, wenn sie die Zahlen in richtiger Reihenfolge verbanden.

"Bücher-Quiz":
10 Fragen rund um gruselige Bücher mußten beantwortet werden. Als Hilfestellung gab es eine entsprechend bestückte Bücherwand.

Wichtig bei den Spielen war es, mit den ruhigen Denk- und den bewegungsintensiven Aktionsspielen abzuwechseln.
Nach ca. zwei Stunden war jedes Kind abgeschminkt, hatte den "Gruselparcours" absolviert und an allen anderen Aktionen teilnehmen können.

Vierte Gruppenphase - "Mitternachtsimbiß"
In einem angrenzenden Raum wurde zum gruseligen Imbiß gebeten: "Froschbrei", "Killerhaie", "gehäutete Mäuse", "Dämonengesichter", "Rattenblut" sowie "Serum von toten Katzen" standen auf dem Speiseplan.
Kolleginnen hatten dafür Kuchen gebacken und Pudding gekocht. Der Kuchen hatte die Form einer Fledermaus (*notfalls zurechtschneiden), der Vanillepudding wurde mit roter Grütze gereicht und über den grünen Wackelpudding Lakritzschnüre gelegt, zusammen mit weißen Speckmäusen.
Auch die andere eßbare Dekoration war dem Anlaß entsprechend: Gespensterchips, Gebisse aus Weingummi und Schaumküsse mit gruseligen Motiven.
Als Getränke reichten wir Früchtetee und Wasser.

Fünfte Gruppenphase - "Tattoo-Aktion"
Im Anschluß an den Imbiß konnten die Kinder schmökern oder sich aus diversen Gruselmotiven eines aussuchen und ein abwaschbares Tattoo auf die Arme kleben lassen (* bzw. sich mit Hautmalstiften/Bodypaintingstiften nach Vorlagen selbst Motive auf die Haut malen).

Sechste Gruppenphase - Ruhephase mit Film
Ab 23.30 Uhr machten sich die Kinder nach und nach bettfertig.
Als Abschluss wurde dann in der Kinderecke noch der Film "Casper, der freundliche Geist" gezeigt. Eigentlich sollte danach (ca. 2.00 Uhr) die Nacht beendet sein und die Kinder schlafen. Aber die Erfahrung lehrte, dass diese Vorstellung irreal ist. Viele Kinder schliefen bereits, einige schmökerten mit ihrer Taschenlampe in diversen Büchern, wohingegen andere weiter durch die Bücherei geisterten.
Jeder von uns Mitarbeitern schlief in der Nacht max. zwei Stunden.

Abschluss
Ab 7.00 Uhr waren fast alle wieder auf den Beinen. Einige Kinder mussten um 8.00 Uhr geweckt werden, was gar nicht so einfach war.
Die Kinder hatten nach dem Anziehen wieder die Möglichkeit, ein köstliches gruseliges Mahl zu sich zu nehmen. Diesmal gab es "Tierkadaverhälften", "schimmliges Froschgelee", "Saft von getöteten Spinnen", "warmes Wolfsblut" etc. (frisch gekaufte Brötchen u.a.).
Nach dem Frühstück wurden die Schlafsachen zusammengepackt und danach allen Kindern eine "Ernennungsurkunde zum Meister / zur Meisterin des Gruselns" überreicht.

Gegen 10.00 Uhr wurden die Kinder von den Eltern abgeholt.
Die Aktion war sehr erfolgreich und machte großen Spaß. Da der Kosten- und Personalaufwand relativ hoch ist, planen wir die nächste Lesenacht in Kooperation mit einer Schule. Zu überlegen wäre auch ein Sponsoring des Essens durch Bäckereien u.ä. (bzw. die Eltern der Kinder könnten das Essen vorbereiten).