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Referenzrahmen Informationskompetenz zur Diskussion gestellt

16.06.2011
Der neue Referenzrahmen Informationskompetenz

Referenzrahmen Informationskompetenz

© Andreas Klingenberg

Lehrer und Bibliothekare sprechen nicht dieselbe Sprache. Darauf wies Andreas Klingenberg (Detmold) am 8. Juni 2011 in seinem Vortrag auf dem 100. Deutschen Bibliothekartag in Berlin hin. Während Bibliothekare Informationskompetenz und Standards ins Feld führen, reden Lehrer von Methodencurriculum und Fachunterricht. Letzten Endes geht es beiden darum, den Schülern den Weg zum selbstständigen Wissenserwerb zu ebnen. Ein breit ausdifferenzierter Begriff von Informationskompetenz ermöglicht es Bibliothekaren und Lehrkräften, sich dabei als gleichwertige Partner zu profilieren und konkrete Übungen zum Training der verschiedenen Teilkompetenzen zu entwickeln.

Die Unterscheidung der Teilkompetenzen Suchen, Prüfen, Wissen und Darstellen legt eine Arbeitsteilung nahe: Beim Suchen und Prüfen sind Bibliothekare oft besonders kundig, beim Aufbau von Fachwissen und beim Darstellen von Rechercheergebnisse sind dagegen Lehrkräfte von ihrem Vorwissen und Selbstverständnis her im Vorteil.

Zusätzlich bietet die jeweils vierstufige Ausdifferenzierung der Teilkompetenzen in Arbeitsschritte beim Suchen und Wissen und von Kriterien beim Prüfen und Darstellen den Bibliothekspädagogen aus beiden Berufen Anhaltspunkte für die Konzipierung und Beurteilung von Unterrichtsmodulen und Schüleraktivitäten. So könnten die vier Leitfragen beim Prüfen von gefundenen Informationen etwa lauten: „Passt das zum Thema?“, „Ist das wahr?“, „Ist das richtig geschrieben?“ und „Ist das alles?“

Das Potenzial des Referenzrahmens geht jedoch über das zweidimensionale 4x4-Raster hinaus und führt eine dritte Dimension ein. In Analogie zum Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen sieht der Referenzrahmen Informationskompetenz Niveaustufen vor, die den Grad der erreichten Informationskompetenz in ihren Teilaspekten greifbar zu machen versuchen. Klingenberg unterscheidet elementare, selbstständige und nachhaltige Informationskompetenz.

Wem der Kopf brummte vor so viel Theorie, dem bot der Referent beim Berliner Bibliothekartag zum Glück ein handfestes Unterrichtsbeispiel aus der Grundschule, das er einer niedersächsischen Handreichung entnahm. Eine Klasse informierte sich in der Bibliothek über Tiere (Suchen: Wo steht es?), jeder prüfte die Bücher darauf, ob das eigene Lieblingstier darin vorkam (Prüfen: Passt das zu meinem Thema?), trug die gefundene konkrete Information in das dazu passende Feld des vorgegebenen „Tiersteckbriefs“ ein (Wissen: in einen Zusammenhang einordnen) und erfand zum Beispiel eine märchenhafte Geschichte, um auf „sein“ Tier aufmerksam zu machen (Darstellen: überraschend).

Die Folien des Vortrags von Andreas Klingenberg sind auf dem OPUS-Server abrufbar. Wer zur Verbesserung und Weiterentwicklung des Referenzrahmens beitragen möchte, kann dies in dem dafür eingerichteten Wiki tun.

Weiterführende Links:
Folien zum Vortrag von Andreas Klingenberg (Detmold): Findigkeit entfalten
Wiki zum Referenzrahmen Informationskompetenz


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